Interview mit Mira Höfling
Interview mit Esther Hüttermann
Interview mit Mira Höfling, chirurgische Leitung der ZNA
Als chirurgische Leiterin der Notaufnahme kümmert sich Mira Höfling um ziemlich jede Art der Unfallversorgung – gerade im Winter ist das Notfallaufkommen hoch. Im Interview erklärt sie, welche Abläufe hinter den Kulissen stattfinden, sobald ein Patient die Notaufnahme betritt. Darüber hinaus gibt sie einen Einblick in den Alltag von Ärzten und Pflegekräften der ZNA und verrät uns, wie sie und ihr Team mit stressigen Situationen umgehen.
Frau Höfling, Sie sind als Chirurgin für die Zentrale Notaufnahme der Kreisklinik zuständig. Um welche Fälle kümmern Sie sich?
„Die Notaufnahme hat für jedes Krankenhaus eine hervorgehobene Stellung. Es ist unsere Priorität, dass dieser Bereich rund um die Uhr geöffnet ist – 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr sind wir Anlaufstelle für Notfälle. In den chirurgischen Bereich fallen dabei typischerweise Unfall-Verletzungen, wie beispielsweise Schnittwunden und Brüche oder akute allgemeinchirurgische Beschwerden, wie Blinddarmentzündungen oder Darmverschluss.“
Ist das Unfall-Aufkommen aktuell höher als im Rest des Jahres?
„In der nassen und kalten Jahreszeit ist die Auslastung in der Notaufnahme allgemein höher. Neben typischen Winter-Erkrankungen, wie beispielsweise Infektionskrankheiten, steigen auch die Unfall-Zahlen. Egal ob Fußgänger, Radfahrer oder Autofahrer: Dunkelheit und Glätte sind große Gefahrenquellen.“
Was passiert, wenn ein Notfall in die Notaufnahme kommt?
„Es kommt darauf an, ob der Patient von einem Rettungsdienst eingeliefert wird oder eigenständig in die Notaufnahme kommt beziehungsweise von Angehörigen gebracht wird. Im ersten Fall haben die Kolleginnen und Kollegen vom Rettungsdienst schon eine ganze Reihe wichtiger Schritte durchgeführt, an welchen wir ansetzen können. Hier wissen wir also bereits, wie es dem Patienten geht und haben erste Anhaltspunkte dafür, was der Grund für die Beschwerden sein könnte. Hier sparen wir wertvolle Zeit. Das ist besonders wichtig, denn bei einem Einsatz des Rettungsdienstes, ist die Notfalllage des Patienten häufig schon akut.
Im zweiten Fall, wenn der Patient selbständig die Notaufnahme aufsucht, beginnt unsere medizinische Arbeit mit der Ersteinschätzung: Was für eine Erkrankung oder Verletzung liegt vor? Wie dringlich muss diese behandelt werden?
Nach der Ersteinschätzung nehmen wir die Untersuchung und Behandlung vor – dabei messen wir beispielsweise wichtige Werte, wie Herzfrequenz oder Blutdruck. Untersuchungen, wie Ultraschall, Röntgen oder verschiedene Blutbilder können hier zusätzlich anfallen. CT oder MRT folgen bei Bedarf stationär.
Sobald uns alle Ergebnisse vorliegen und wir einen guten Überblick über den Zustand sowie die Behandlungsstrategie haben, entscheiden wir, ob der Patient stationär aufgenommen werden muss oder nicht.“
Nicht alle Patienten, die zu Ihnen in die Notaufnahme kommen, sind medizinische Notfälle. Erschweren solche Fälle Ihre Arbeit? Was raten Sie entsprechenden Patienten?
„Grundsätzlich gilt, dass wir als Notaufnahme der Kreisklinik für schwere bis lebensgefährliche Verletzungen oder Erkrankungen da sind. Für kleinere Wunden, Insektenstiche (bei Nicht-Allergikern) oder Beschwerden ist der Ärztliche Bereitschaftsdienst der richtige Ansprechpartner. In nicht akuten Fällen bitten wir daher darum, zuerst den Haus- oder Bereitschaftsarzt zu kontaktieren. Das gibt uns mehr Kapazitäten, dringende Versorgungen durchzuführen und verkürzt die Wartezeiten in der Notaufnahme.“
In Notfallsituationen haben Patienten häufig Angst und Schmerzen. Wie gehen Sie damit um?
„Ängste zu nehmen und Schmerzen zu lindern gehört neben der medizinisch-fachlichen Betreuung zu den wohl wichtigsten Aufgaben. Wir sind ein eingeschweißtes Team in der Notaufnahme und haben Erfahrung darin, wie wir die Sorgen unserer Patienten adressieren. Empathie ist dafür eine Grundvoraussetzung.“
Für Ihre Patienten ist der Notfall eine Ausnahmesituation, für Sie und Ihr Team ist es Alltag – ein ständiger Stresstest?
„An viele Dinge gewöhnt man sich, das stimmt. An andere Situationen kann man sich als Arzt oder Pflegekraft wohl niemals gewöhnen – das ist auch gut so, das macht uns menschlich. Es gibt besonders intensive Tage, an welchen die Notfälle Schlag auf Schlag hier ankommen oder alle verfügbaren Kräfte an einem Patienten mit kritischem Gesundheitszustand gebraucht werden. Das geht einem schon sehr nah. In solchen Momenten ist es gut, ein stabiles und fürsorgliches Team an seiner Seite zu haben. Ein solches haben wir hier, darüber bin ich sehr froh und dankbar.“